Florian: Mein Interesse an der Cybersicherheit entwickelte sich automatisch durch mein langjähriges Engagement in der Vernetzung großer Unternehmen. Ich habe miterlebt, wie sich die Bedrohungslandschaft ständig weiterentwickelt und die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, sind sich der Notwendigkeit eines robusten Sicherheitsansatzes bewusst. Meine Erfahrungen als CEO und CTO von Braintower haben mir dabei wertvolle Einblicke in die Herausforderungen der Branche gegeben und mich dazu inspiriert, innovative Lösungen zu entwickeln, um Unternehmen zu helfen, sich sicher und erfolgreich weiterzuentwickeln.
Wie hat sich die Bedeutung der Cybersicherheit in den letzten Jahren entwickelt und welche Auswirkungen hat dies auf Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt?
Florian: In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Cybersicherheit enorm zugenommen. Die fortschreitende Digitalisierung hat dazu geführt, dass Unternehmen vermehrt auf cloudbasierte Lösungen, IoT-Geräte und digitale Plattformen setzen. Das hat auch die Angriffsfläche für Cyberkriminelle erweitert. Cyberkriminelle, die sich in zunehmendem Maße professionalisiert haben. Wir reden nicht von Scriptkiddies im Kinderzimmer, sondern von Unternehmen, mit Angestellten, Bürogebäuden und Auftraggebern. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Systeme, Daten und Kundeninformationen vor gezielten Angriffen zu schützen. Die Auswirkungen von Sicherheitsverletzungen sind verheerend, sowohl finanziell als auch in Bezug auf den Vertrauensverlust von Kunden und Partnern. Die Gesellschaft insgesamt ist sensibilisierter für Cybersicherheitsfragen geworden und erwartet von Unternehmen einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten und einen zuverlässigen Schutz ihrer Privatsphäre.
Welche aktuellen Trends und Herausforderungen siehst du in der Cybersicherheitsbranche und wie können Unternehmen ihnen erfolgreich begegnen?
Florian: Ein wichtiger Trend ist die zunehmende Verbreitung von IoT-Geräten und vernetzten Technologien. Unternehmen müssen sicherstellen, dass diese Geräte angemessen gesichert und in das Gesamtsicherheitskonzept integriert sind. Die Einführung von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen hat auch Auswirkungen auf die Cybersicherheit. Diese Technologien können sowohl von Angreifern als auch von Sicherheitslösungen genutzt werden, um Angriffe zu automatisieren und Bedrohungen schneller zu erkennen. Unternehmen sollten sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen dieser Technologien auseinandersetzen und sie in ihre Sicherheitsstrategien einbeziehen.
Ein weiterer wichtiger Trend ist die zunehmende Bedeutung der Cloud-Sicherheit. Unternehmen setzen verstärkt auf Cloud-Services und -Infrastrukturen, was viele neue Möglichkeiten, aber auch Sicherheitsanforderungen mit sich bringt. Unternehmen müssen ihre Daten und Anwendungen in der Cloud schützen und sicherstellen, dass die verwendeten Cloud-Services angemessene Sicherheitsmechanismen bieten.
Eine große Herausforderung besteht darin, mit den ständig wachsenden und sich weiterentwickelnden Bedrohungen Schritt zu halten. Cyberkriminelle werden immer raffinierter und nutzen tagesaktuelle Angriffstechniken. Unternehmen müssen sich kontinuierlich über aktuelle Bedrohungen informieren, ihre Sicherheitsmaßnahmen regelmäßig überprüfen und aktualisieren sowie Mitarbeiter für die Gefahren sensibilisieren.
Zudem spielt die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Behörden und Sicherheitsanbietern eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, Informationen über aktuelle Bedrohungen und Angriffsmuster auszutauschen, um gemeinsam effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, ist eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie erforderlich. Unternehmen sollten auf eine Kombination aus technologischen Lösungen, Schulungen für Mitarbeiter und klaren Sicherheitsrichtlinien wie das ISMS oder NIA2 setzen. Zudem ist es wichtig, regelmäßige Sicherheitsaudits durchzuführen und die Sicherheitsinfrastruktur kontinuierlich zu verbessern.
Florian: In den kommenden Jahren wird die Cybersicherheit weiterhin an Bedeutung gewinnen. Angesichts der wachsenden Vernetzung und Digitalisierung wird die Angriffsfläche für Cyberkriminelle weiter zunehmen. Es ist zu erwarten, dass neue Angriffsmethoden und -technologien entwickelt werden, um Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen.
Ein wichtiger Trend wird die fortschreitende Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) in Sicherheitslösungen sein. KI und ML können helfen, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, Anomalien zu identifizieren und automatisierte Reaktionen zu ermöglichen. Diese Technologien werden auch von Angreifern genutzt, was zu einem „Kampf der Algorithmen“ führen wird.
Ein weiterer Trend ist die verstärkte Nutzung von Cloud-Services und -Infrastrukturen. Unternehmen werden ihre digitalen Ressourcen weiter in die Cloud verlagern, was eine angepasste Sicherheitsstrategie erfordert. Die Cloud-Anbieter werden auch weiterhin ihre Sicherheitsangebote verbessern, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Es ist nicht zu sehen, dass sie dabei vom Konzept der „shared responibility“, abrücken werden.
Neben technologischen Entwicklungen wird auch die rechtliche und regulatorische Landschaft weiterhin Einfluss auf die Cybersicherheit haben. Neue Datenschutzvorschriften und Sicherheitsstandards werden erwartet, um den Schutz von Daten und die Privatsphäre der Nutzer zu stärken.
Abschließend möchte ich betonen, dass die Cybersicherheit eine gemeinsame Verantwortung ist. Unternehmen, Behörden, Sicherheitsanbieter und auch die Nutzer selbst müssen zusammenarbeiten, um eine sichere digitale Zukunft zu gestalten. Einerseits haben wir eine eskalierende Bedrohungslage, andererseits einen ganz reellen Fachkräftemangel: Stand heute fehlen 3,4 Millionen Fachkräfte in der Cybersecurity. Der wird nicht verschwinden. Es gibt viel zu tun.